Mittelalter Stiefel und LARP Schuhe stellen heute für Damen und Herren gleichermaßen ein wichtiges Kleidungsstück für Mittelalter Märkte, Rittertourniere oder LARPs dar. Wir beleuchten die Geschichte, die verschiedenen Variationen unterschiedlicher Mittelalter Schuhe und was man beim Kauf beachten sollte.
Von Grund auf korrekt: LARP Schuhe für Mittelalter-Fans
Kaum eine geschichtliche Epoche ist von so vielen falschen Vorstellungen geprägt wie das Mittelalter. Die Halbwahrheiten über das Leben zwischen etwa 800 und 1500 n.C. umfassen nahezu alle Bereiche und beginnen buchstäblich von Grund auf – nämlich bei der Fußbekleidung: Die heute als „typisch mittelalterlich“ geltenden Bund- oder Schnabelschuhe markieren nur jeweils kurze Zeiträume innerhalb der gesamten Ära. Welche Schuhe Bauern, Bürger und Feudalherren im Mittelalter wirklich an den Füßen trugen, erfahren Sie hier.
Mittelalter Schuhe nach antikem Vorbild
Richtig ist, dass die Schuhmacher im beginnenden Mittelalter Bundschuhe anfertigten. Dabei handelte es sich jedoch nicht um die unter gleichem Namen bekannt gewordenen Arbeitsstiefel der ausgehenden Epoche (siehe unten) – sondern um die Variation einer antiken Vorlage: Um 800 trugen sowohl Männer als auch Frauen Schuhe, die aus einem einzigen Stück Leder bestanden. Dieses wurde um den gesamten Fuß herum gelegt und über den Zehenspitzen zusammengeschnürt.
In Form und Fertigung Einzigartig
Mit dem sogenannten Wendeschuh entstanden die ersten eigentlichen Mittelalter Schuhe. Ihre Einzelteile bestanden überwiegend aus Rindsleder. Sie wurden seitenverkehrt zusammengenäht und danach komplett umgestülpt. Durch die eigenartige Fertigungstechnik und das feste Material besaßen alle Wendeschuhe einen einfachen Schlupf-Einstieg und eine konisch geformte Fußspitze.
Modische Variationen der Mittelalter Stiefel
Ab Anfang des 12. Jahrhunderts ließen die Schuhmacher zunehmend Schmuck-Elemente in ihre Arbeit einfließen: Die immer abwechslungsreicher gestalteten Schäfte bestanden aus weniger robustem, aber deutlich weicherem Schaf- oder Ziegenleder und wurden von den Besten ihres Fachs um Verschluss-Lösungen wie Schnüre, Riemen oder Knöpfe ergänzt. Mit zusätzlich eingefügten Innensohlen sorgten vorausschauende Schuhmacher für erhöhten Tragekomfort und ein angenehmes Fußklima.
Der Schuh wächst über sich hinaus
Im Laufe des 13. Jahrhunderts entwickelten sich aus den immer höher werdenden Schäften der Mittelalter Schuhe die weltweit ersten Stiefel. Um ihren Kunden gute Passform und einen festen Sitz zu gewährleisten, verwendeten die Schuhmacher nun wieder für alle Teile der Mittelalter Stiefel derbes Rindsleder. Eine weitere Errungenschaft des ausgehenden Hochmittelalters stellten Schuhe mit rund geformter Spitze dar.
Mittelalter Schuhe als Statussymbol
Im 14. Jahrhundert gerieten sowohl die Ober- als auch die Fußbekleidung unter den Einfluss orientalischer Mode. Die aus dem Spätmittelalter bekannten Schnabelschuhe erlaubten einen zuverlässigen Rückschluss auf den gesellschaftlichen Stand: Je länger und grotesker die Spitzen der Schuhe bemessen bzw. aufgebogen waren, desto höher waren ihre TrägerInnen angesehen. Um die aufwändig gearbeiteten Stücke gegen den Schmutz der städtischen Straßen zu schützen, schnallten die BesitzerInnen zusätzlich hölzerne Sohlen darunter. Diese sogenannten Trippen erreichten mitunter ein ähnlich groteskes Ausmaß wie die Schnabelschuhe selbst und führten ihren Nutzen ad absurdum.
Namentliche Wiederbelebung
Bauern und Handwerker konnten sich den unpraktischen Spaß weder im materiellen noch im übertragenen Sinne leisten. Sie traten gegen Ende der Epoche im wohl bekanntesten aller Mittelalter Schuhe auf – einem verschlusslosen, etwas überknöchelhohen Arbeitsstiefel aus rauem Leder ohne Innenauskleidung. Um ihn am Fuß zu halten, wurde er mit einem mehrfach geschlungenen Riemen in Fesselhöhe fixiert. Auf Grund dieser Technik nannten ihn die BesitzerInnen Bundschuh – und erhoben ihn im Jahre 1493 zum Zeichen einer Bewegung, die sich gegen Unterdrückung und Armut wandte.
Augen auf beim LARP-Schuh Kauf
Obwohl dieser zweite Bundschuh kaum Gemeinsamkeiten mit seinem gleichnamigen Vorgänger (siehe oben) hatte, gilt er heute als stilechter Mittelalter Stiefel für LARP aller Epochen. Damen und Herren, die unseren Beitrag aufmerksam gelesen haben, wissen, dass das nicht korrekt ist. Die Schuh-Mode hat sich bis zu Beginn der Neuzeit genauso häufig geändert wie die Oberbekleidung und sollte für historisch genaues LARP die gleiche Beachtung finden wie die Kleider, Hosen oder Kopfbedeckungen der jeweils dargestellten Zeit.